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Eindrücke aus den USA

Nach den in etwa zwei Wochen, die ich quer durch die USA reiste, hat sich bei mir ein gemischtes Bild der USA und ihrer Bevölkerung ergeben. Unten findet ihr eine erste Zusammenfassung meiner Eindrücke. Weitere werden eventuell noch folgen:

Ein- und Ausreise

Nach allem, was man so vorher hörte, stellte ich mir die Einreise in die USA recht kompliziert vor. Schon in der Vergangenheit nervten die Beamten immer durch ihr Auftreten und die Fragerei. Doch zuletzt wurden Leuten z.T. aus obskuren Gründen die Einreise verweigert. So waren wir sehr gespannt, was uns dort erwarten würde. In der Schlange zum Immigration Officer standen sechs Leute vor uns und die Beamte schien auch oberkorrekt zu sein. Zwei der Leute wurden sogleich auch in ein Extrabüro abgeführt. Keine Ahnung, was dort mit denen passierte. Wir wurden mit der Frage konfrontiert, was wir wirklich in Indiana wollten. Das Land sei schliesslich das langweiligste der USA und sicher kein Land zum Urlaub machen. Glücklicherweise hatte ich vorher etwas über Land und Leute gelesen und konnte ihr so erzählen, wie toll doch Indiana ist. :-) Als ich auch noch Chicago erwähnte (Ja, ich weiß, dass die Stadt nicht in Indiana liegt.), meinte sie: Chicago is nice. und auf meine Frage, was sie denn dort empfehlen könne, taute sie schliesslich völlig auf. Leider kamen wir dann trotzdem nicht um die Abgabe des Fingerabdrucks und das Foto herum. Aus meiner nun erlebten Sicht finde ich diese Massnahmen doch äusserst zweifelhaft. Die Nachbildung von Fingerabdrücken ist problemlos möglich und keine der Beamten, die ich beobachtete, haben den Finger angeschaut. Man legt lediglich den Finger auf einen kapazitiven Scanner und das wars. Insofern sollte das für Leute, die wirklich Böses vorhaben kein Hindernis sein. Zumal bei der Einreise von Kanada aus offensichtlich keine Abdrücke (oder nicht immer) genommen werden. Als wir von Kanada aus wieder in die USA einreisten, schien auch die Beamte dort etwas lustlos zu sein. Sie fing wieder mit der Fragentour an und meinte dann nach drei Fragen zu ihrem Kollegen: Die gesamte Fragerei ist mir völlig egal. und gab uns die Ausweise zurück. Auch die Ausreise war relativ locker. Ich empfand die Kontrollen dort als weniger streng als beim Abflug in Frankfurt. Alles in allem denke ich, dass man wohl nur die gefühlte Sicherheit erhöhen will. Aus meiner Sicht haben die Massnahmen keinen großen Einfluss auf die Erhöhung der Sicherheit.

Menschen

Das Erste, auf das man dann trifft, sind die Amerikaner. Alles in allem hat sich auch hier mein früherer Eindruck weitestgehend bestätigt. Die Leute sind im wesentlichen alle nett und immer zu einem Schwatz aufgelegt. Wir haben mehrmals an der Straße gestanden und überlegt, was wir nun tun. Dabei kam dann meist eine Person, die fragte, ob wir was suchen oder sie uns helfen könne. Auch so trafen wir desöfteren auf Leute, die aus freien Stücken mit uns ein Gespräch anfingen. Ich persönlich fand das angenehm und vermisse das hier in Deutschland ein Stück. Natürlich ergeben sich dadurch nie tiefgreifende Gespräche. Denn wie allseits bekannt, scheitert das wohl schon in der Bildung. Vor uns liefen mal zwei Jungen, die sich über ihren Urlaub unterhielten. Einer der beiden fuhr mit seinen Eltern nach Italien. Darauf der andere: Ah, Italy in Germany. Dazu muss man dann wohl nichts mehr sagen. Ein weiterer Punkt, der mir schon am ersten Tag auffiel, war der unglaubliche Patriotismus. Wir wunderten uns zunächst, dass diverse Fahrzeuge eine Art AIDS-Schleife trugen. Diese war entweder weiß, gelb oder bunt. Beim näheren Hinschauen sahen wir dann die Details: Support our troops Sticker Gerade in der Region um Detroit hatte jedes zweite oder dritte Auto mind. einen Aufkleber. In den anderen Staaten sahen wir die weniger. Doch schätzungsweise zehn Prozent der Wagen hatten den Aufkleber drauf. Besonders krass war ein LKW-Fahrer drauf. Er hatte sich an den Wagen geschrieben: Wir unterstützen unsere Truppen immer und überall. Unsere Feinde haben keine Gnade verdient. Auch bei einem Umzug des Fire Departments von Warsaw bekamen die Soldaten (egal ob Vietnamveteranen, Kriegsversehrte oder Aktive) den meisten Applaus. Ich entschied mich dann auch, spontane Buhrufe zu unterlassen. Da sich das wohl weniger förderlich auf meinen Gesundheitszustand ausgewirkt hätte ... Sehr erholsam war dann der Aufenthalt an der Uni in Ann Arbor. Dort fanden sich noch massenweise Kerry/Edwards-Aufkleber bzw. welche mit dem Spruch Defeat America, defend Bush. Auch trafen wir ein paar Leute, die noch irgendwelche Anti-Bush-Aufkleber trugen. Sie meinten, dass sie sich immer bei anderen für ihr Land entschuldigen würden und hoffen, dass es wohl bald besser würde. Doch gerade am Supreme Court sieht man, dass selbst wenn die Regierung wechselt, dass Land wohl noch eine ganze Weile sehr konservativ regiert bleiben wird.

Medien

Wir kamen überwiegend in den Genuss, lokale Radiosender zu hören. Auch die Fernsehsender in diversen Motels gaben Nachrichten aus der Region zum Besten. Erst in der letzten Woche bekamen wir wieder wesentliche internationale Nachrichten mit. Im Gegensatz zu Kalifornien sendeten die Radiosender hier nicht alle Nase lang Countrysongs, sondern hatten ein sehr abwechslungsreiches Programm zu bieten. Allerdings kamen hier kaum Berichte oder Nachrichten, sondern nur ein Mix aus Musik und Werbung. Was dabei sofort auffiel, dass die Amerikaner ein steigendes Problem mit privater Überschuldung haben. Sowohl im Radio wie im Fernsehen kamen diverse Spots, die versprachen, die Schulden zu senken bzw. sie komplett abzubauen. Offensichtlich ist mit derartigen Diensten Geld zu verdienen. Ob es den Betroffenen nützt, ist eher zu bezweifeln. Eine Reportage hörte ich dann doch im Radio. Dabei wurde über die Neuauflage des PATRIOT Act berichtet. Der Reporter vertrat dann auch die Meinung, dass das alles nicht so schlimm wäre, wie es die Bürgerrechtler darstellen. Es werden wohl nur weniger Massnahmen wirklich über das Gesetz gerechtfertigt und letztlich muss die USA vor dem Terrorismus geschützt werden. Am Vorabend des vierten Juli kam auf Fox dann auch noch ein netter Bericht über Guantanamo. Fox hat wohl als erster Sender exklusiv Zutritt erhalten und berichtete dann, wie gut es die Inhaftierten dort wohl haben. So gibt es eine Art Punktesystem. Je besser sich die Gefangenen verhalten, desto besser werden sie behandelt. Den aktuellen Status eines Gefangenen kann man anhand der Farbe seines Anzugs erkennen. Weiß ist wohl das beste Stadium und orange sind die schlimmsten. Der ganze Bericht roch doch sehr nach Propaganda. Aber was will man von Fox auch anderes erwarten.

Sonstiges

Die Dimensionen sind in den USA immer etwas größer. Zuerst erlebten wir das bei einem Eis. Wir wollten ein mittelgroßes Softeis und bekamen eine derart große Portion, dass wir zwei mit einer problemlos satt geworden wären. Generell entsprechen die kleinen Portionen dort in etwa einer mittleren oder großen hier. Das manifestiert sich dann auch in den Ausmaßen der Menschen. Wer also mal einen richtig dicken Menschen sehen will, soll einfach eine Reise in die Staaten machen.

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