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Wie lange wartest du beim Arzt?

Wartezeiten bei Ärzten sind aus meiner Sicht eines der größten Ärgernisse. Ich kenne diverse Allgemeinarztpraxen, in denen man als angemeldeter Patient durchaus länger als eine Stunde warten muss. Ganz zu schweigen von Wartezeiten unangemeldeter Patienten. Doch wo liegt die Grenze? Wie lange seit ihr bereit zu Warten und was macht ihr in der Konsequenz?

Im Rahmen einer Schulung für Ärzte kam heute genau diese Diskussion auf. Zunächst diskutierten die Ärzte untereinander. Ich hörte in meiner Patientenrolle geduldig zu. Ein Stressfaktor scheint das Patientensystem zu sein. Der Name des Patienten wird je nach Wartezeit in einer Farbe dargestellt (Weiß, Gelb, Rot). Wenn nun viele rote Patienten vorhanden sind, steigert das die Nervosität. Die Diskussion kreiste dann längere Zeit um die Frage, ab welcher Wartezeit die rote Markierung kommen soll. 45 Minuten wurden als zu wenig empfunden.

Irgendwann klinkte ich mich dann mit in die Diskussion ein. Für mich ist es im Allgemeinen so, dass ich als angemeldeter Patient maximal 15 Minuten warten möchte. Als nicht angemeldeter Patient stelle ich mich grundsätzlich auf längere Zeiten ein. Jedoch werde ich bei Zeiten von mehr als einer Stunde auch hippelig. Daher gehen immer mehr Ärzte in meiner Umgebung dazu über, dass man vor dem Besuch anruft. Die Schwester versucht eine Abschätzung abzugeben, wann der Besuch sinnvoll erscheint. Wenn man zu dieser Zeit kommt, ist die Wartezeit dann gering(er).

Im Verlauf des Gespräches regte ich an, dass der Arzt in seinem Wartezimmer eine Art Uhr aufstellt, die die geschätzte Wartezeit anzeigt. Ähnlich zu den Uhren, die man manchmal in Behörden findet. Ich finde, dass mir das als Patient helfen würde. Denn bei extrem langen Wartezeiten kann ich evtl. andere Wege erledigen und dann wieder zurück in der Praxis sein. Bei kleinen Wartezeiten kann ich mich einrichten, gleich dran zu sein. Was meint ihr zu diesem Vorschlag?

Ärzte testen

Wie geht es euch, wenn ihr euren Arzt besucht? Fühlt ihr euch gut behandelt oder redet der Arzt ständig Kauderwelsch und ihr versteht kein Wort? In der taz gab es letzte Woche einen Artikel mit dem Titel Die Macht im Sprechzimmer. Darin wird ein Experiment beschrieben, in dem Patienten zu Ärzten gehen und sich untersuchen lassen. Das Gespräch wird aufgezeichnet. Später werten das dann Forscher und auch der Arzt selbst mit aus. Insgesamt stellte sich heraus, dass drängelnde und fordernde Patienten eher ihren Willen durchgesetzt bekommen als diejenigen, die alle Vorschläge einfach hinnehmen. Weiterhin wurde untersucht, ob Ärzte ihre Patienten ausreden lassen sowie ob und wann eher Gebrauch von Fachbegriffen gemacht wird.

Ich fand den Artikel sehr lesenswert. Insbesondere unter der Tatsache, dass ich selbst ein Simulationspatient bin. Das heißt, ich habe eine Krankheit sowie dazu passende Vorgeschichte bekommen und stelle diese dann verschiedenen Ärzten, Studenten oder Sanitätern vor. Im Unterschied zu der obigen Studie wird hier nichts heimlich aufgezeichnet, sondern es ist vorn vornherein eine Übungssituation und mein Gegenüber weiß, dass ich simuliere. Die Vorbereitung kostet einige Zeit an Übung. Denn neben der Rolle ist es hier insbesondere wichtig, dem Gegenüber Feedback zu geben. Dies sollte nicht ein: Das war aber Sch***. oder Das war super! umfassen, sondern sehr detailliert sein und positive wie negative Punkte umfassen. Wer das umsetzen kann und ein wenig schauspielerisches Talent hat, kann loslegen.

Für mich war heute der erste echte Einsatz als Simulationspatient. Meine Gegenüber waren keine Ärzte, sondern Rettungsassistenten. So kam es denn auch, dass sie in meine “Wohnung” kamen und mich dort untersuchen mussten. Obwohl ich keinen Notfall darstellte, war die Situation recht hektisch und ich musste mich sehr konzentrieren, sowohl meine Rolle gut zu spielen wie auch alles aufmerksam zu beobachten. Aber am Ende haben alle die Lage gut gemeistert.

Mein Feedback schien auch den Nerv zu treffen und wurde sowohl von den beiden Aktivisten wie auch von der Beobachtergruppe ebenfalls so empfunden. Insgesamt hatte ich das Gefühl, dass es allen half, sich später im realen Einsatz besser zu verhalten und Schwachstellen auszumerzen.

Das nächste Mal sind dann Ärzte dran. Diese sind insofern schwieriger als das sie wesentlich mehr Details wissen wollen. Da kommt es darauf an, dass die Rolle wirklich sitzt. Ich bin gespannt, wie das wird.

Foto von ifranz

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